TP03: Die Karriere des künstlichen Lichts in Berlin‐Brandenburg seit dem 19. Jahrhundert aus kultur‐ und umwelthistorischer Perspektive
Genese, Entwicklung und Wandel künstlicher Beleuchtungssysteme
Das Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) untersuchte die Entwicklung künstlicher Beleuchtungssysteme und des mit ihnen verbundenen "Verlusts der Nacht" aus kultur-, sozial- und umwelthistorischer Perspektive.
Auf der Basis einer empirisch-qualitativen Quellenanalyse von zeitgenössischer Literatur, Publizistik und Archivmaterial wurde zum einen die Attraktivität und Verbreitung des künstlichen Lichts auf seine gesellschaftlichen Funktionen – und damit die Interessenslagen der Akteure – zurückgeführt. Hierzu zählen etwa die Verlängerung des Tages für ökonomische und kulturelle Aktivitäten, Sicherheitsaspekte, aber auch künstliches Licht als Wohlstandsindikator und Machtfaktor. Zum anderen wurden in exemplarischen Fallstudien die Brüche und Ambivalenzen im Paradigma des künstlichen Lichts als Symbol der Moderne beleuchtet. Hierzu gehören etwa Reaktionen auf den Ausfall des Lichts, Proteste gegen (Werbe-) Beleuchtung in städtischen und ländlichen Räumen, romantisierende Bilder der Nacht als Gegensatz zur (beleuchteten) Stadt oder die unterschiedliche Verwendung von Lichtinstallationen in verschiedenen politischen Systemen.
Durch die Analyse und Dokumentation positiver wie negativer Images von Nachtlandschaften hat das Forschungsprojekt zu einem – auch räumlich – differenzierten Bild der Wahrnehmung und der Funktionen des künstlichen Lichts in historischer Perspektive beigetragen, für historisch entstandene technische und weltanschauliche Werthaltungen und Handlungsspielräume sensibilisiert sowie mögliche technische und weltanschauliche Pfadabhängigkeiten identifiziert. Die Untersuchung erfolgte in enger Abstimmung mit TP04 und TP05, die aus gegenwartsorientierter Perspektive den Wandel der gesellschaftlichen Funktionen, institutionellen Regelungen, Wahrnehmungen und Kosten des künstlichen Lichts betrachteten.
Bearbeiterin war Dr. Ute Hasenöhrl
Leiter des Teilprojekts war Dr. Timothy Moss